Lohnder Bach

04/2012 Neutrassierung und Renaturierung des Lohnder Baches

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Übersichtsplan Lohnder Bach

Projektbeteiligte

Gewässer- und Landschaftspflegeverband Mittlere Leine (GLV)
Stadt Seelze
Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser (ArL)

Ausganssituation/Voraussetzungen

Der Lohnder Bach unterlag zwischen der Landstraße 390 bei Almhorst und westlich dem Ostermunzler Wald einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung von beiden Seiten durch einen viel genutzten Wirtschaftsweg. Der Bach wurde bis an die Böschungsoberkante beackert, wodurch es auf natürliche Weise unmöglich war einen ökologisch wertvollen Naturraum für Tiere und Pflanzen entwickeln zu lassen. Allein der Ankauf von Gewässerrandstreifen durch den GLV hätte die Lage nicht maßgeblich verbessern können.

Ein weiteres Problem bestand in der stark schwankenden Abflusssituation. Extreme Trockenheit in regenfreien und trockenen Zeiten sorgte für das komplette Trockenfallen des Lohnder Baches. Im Gegensatz dazu gab es in regenreichen Zeiten, z.B. den Herbst- und Wintermonaten große Schwierigkeiten die anfallenden Wassermengen möglichst schadfrei abführen zu können. Erschwerende kamen einerseits die starke Verkrautung und das enge Profil, was eine Pflege sehr schwierig machte und andererseits die Entnahme von Trinkwasser durch den Grundwasserleiter zum Wasserwerk in Garbsen hinzu.

Aus dieser Ausgangssituation heraus konnte keine ökologische Entwicklung des Naturraums stattfinden, die notwendig gewesen wäre, um die unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten zu schützen, die am Lohnder Bach heimisch sind und die Biodiversität zu fördern. Das ökologische Potenzial am Lohnder Bach hätte in dem alten Flusslauf nicht ausgeschöpft werden können, weshalb im Jahr 2012 die Planung für einen kompletten Umbau mit Verlegung des Lohnder Baches begann und schließlich im Jahr 2015 umgesetzt wurde.

Durchführung

Um den Naturraum Lohnder Bach zu verbessern und die Neutrassierung umzusetzen, mussten Flächen beschaffen werden. Da der Planungsraum zum Teil auf dem Gebiet des laufenden Flurbereinigungsverfahrens Lathwehren/Almhorst lag, ist man mit der Stadt Seelze und dem ArL in Verhandlungen getreten. Letztlich wurde das Gebiet erweitert um die Großräumige Umplanung realisieren zu können. Ziel war es nun notwendige ökologische Maßnahmen in den neuen Gewässerrandstreifen zu realisieren. Die Stadt Seelze hat dazu den Großteil an Fläche in das Verfahren eingebracht. Der restliche Flächenbedarf wurde vom GLV angekauft. Mit Beendigung der Planung, Beschaffung der Flächen und Klärung der Finanzierung des Projektes konnten die Bauarbeiten am 18.05.2015 beginnen.

Die erste und entscheidendste Maßnahme zur Verbesserung der ökologischen Situation am Lohnder Bach war die Verlegung der Trasse. Nach Prüfung der verschiedenen Varianten durch die Öffentlichkeit und verschiedenste Gremien wurde der Verlauf des Gewässers II. Ordnung nach Süden mit Anbindung an den natürlichen Verlauf in Nähe des Ostermunzler Waldes im Westen und das bestehende Bachprofil an der Landstraße 390 im Osten verlegt. Der Entwässerungsgraben zur Regenkanalisation von Almhorst, und damit Gewässer III. Ordnung, musste ebenfalls südlich verlegt werden. Insgesamt wurden für die neue Trasse vier neue Überquerungen geschaffen und insgesamt 29.192 m3 Boden bewegt. Neben der Neutrassierung musste auch der alte Gewässerverlauf auf 5,4 ha rekultiviert werden. So konnte eine eigene Ruhezone für die Tiere und Pflanzen entstehen, abseits der Bewirtschaftung der Ackerflächen und des Wirtschaftsweges.

Bestandteil der Erdarbeiten war auch die Dükerung der Harzwasserleitung DN 600, die den neuen Bachverlauf quert. Im Rahmen der Erdarbeiten wurden am Verlauf des Baches Feuchtbiotope in den Feuchtbermen, Sandfänge, Steinhaufen und 6 m breite Randstreifen geschaffen. Außerdem mussten am neuen Bachverlauf archäologische Untersuchungen durchgeführt werden, wodurch Siedlungsgruben und Pfostenstellungen, Keramik und Tierknochen aus der vorrömischen Eisenzeit gefunden und sichergestellt wurden. Die Erdarbeiten konnten am 22.07.2015 abschlossen werden.

Danach wurde mit der Bepflanzung und Aussaat begonnen, welche Ende November 2015 den letzten Teil der Baumaßnahmen bildeten. Durch diese Maßnahmen konnte ein neuer Lebensraum für unter anderem Fledermäuse, Bienen und Amphibien geschaffen werden, die sich nun in einer natürlichen Ruhezone ungestört entwickeln können.

Ökologische Bewertung

Die Neutrassierung des Lohnder Baches hat einen ökologisch wertvollen Naturraum geschaffen, der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen besonderen Lebensraum bietet. Dazu zählt in erster Linie die Umwandlung von zuvor intensiv genutztem Ackerland in Gewässerrandstreifen von 6 m Breite und der Verlauf abseits von Wirtschafts- und Spazierwegen, wodurch eine Ruhezone abseits von Verkehr und Hundespaziergängern entstanden ist, die insgesamt 34.967 m2 umfasst. Durch die neue Trasse hat sich auch das zuvor enge Bachprofil wesentlich verbreitert.

Die neu geschaffenen Feuchtbiotope in denen Feuchtbermen, haben gleich mehrere Funktionen. Zum einen sind diese Biotope wertvolle Lebensräume und zum anderen dienen sie als Speicher für Wasser in regenarmen Zeiten. Diese Wirkung erzielt auch der Sandfang an der Einmündung des Gewässers III. Ordnung. Wichtig für den ökologische Wert war außerdem die bestehende Eichenallee auf einer Länge von 580 m zu erhalten, die nun direkt an dem neuen Verlauf stehen. Neben den Eichen wurden Feldahorn und 3-reihige Gehölzstreifen angelegt und ein Obstbaumbestand erhalten, die einen Ausgleich zu den 70 Jahre alten Pappeln schaffen sollten, die während der Neutrassierung abgeholzt werden mussten. Zu den Pflanzungen zählen auch die Saatmischungen und Wasserpflanzen, die wichtige Bestandteile für den Lebensraum von Insekten bilden. Insekten wiederum sind die Hauptnahrungsquelle für die europäisch geschützte Bechsteinfledermaus, für die am Lohnder Bach ein besonderer Lebensraum geschaffen wurde, wozu auch die angebrachten Nisthöhlen zählen.

Am Lohnder Bach wurde die Biodiversität deutlich gesteigert und vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein Lebensraum geschaffen. Dazu zählen Kiessandhügel für Insekten, ein Kunstbau für den Fuchs, Hohlräume für Amphibien und die Beweidung durch Robustrindern auf natürlich vorhandenem Dauergrünland. Nun kann sich der Naturraum Lohnder Bach eigenständig und eingebettet in eine Ruhezone mit großem ökologischen Potenzial entwickeln.

Es sind Lebensräume und Biotope entstanden, die gemäß Osnabrücker Modell insgesamt rd. 67.000 Wertpunkte ausmachen.

Finanzierung und Förderung

Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf rd. 430.000 EUR und wurden fast ausschließlich durch den Verkauf der generierten Wertpunkte finanziert.

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